Nasenarbeit – die Welt mit der Hundenase entdecken

Für uns Menschen ist die Welt vor allem visuell. Für Hunde dagegen besteht sie in erster Linie aus Gerüchen. Mit bis zu 220 Millionen Riechzellen ist die Hundenase ein echtes Hochleistungsorgan – im Vergleich zu unseren rund fünf Millionen wirkt das fast unglaublich. Kein Wunder also, dass Nasenarbeit zu den artgerechtesten und gleichzeitig spannendsten Beschäftigungen für Hunde zählt.

Unter Nasenarbeit versteht man alle Aktivitäten, bei denen der Hund gezielt seine Nase einsetzen darf. Das können einfache Futtersuchspiele in der Wohnung sein, bei denen Leckerchen im Handtuch versteckt werden, aber auch anspruchsvolle Aufgaben wie die Suche nach einem bestimmten Gegenstand oder die Zielobjektsuche. Eine besonders faszinierende Form ist das Mantrailing – dabei lernt der Hund, die individuelle Spur eines bestimmten Menschen zu verfolgen. Jeder Mensch hat einen einzigartigen Geruch, den Hunde über winzige Hautschuppen und Duftmoleküle wahrnehmen können. Im Training bekommt der Hund diesen Geruch präsentiert, zum Beispiel über ein getragenes Kleidungsstück, und folgt dann konzentriert der Spur – durch Straßen, über Wiesen, an Kreuzungen vorbei. Für Hunde ist das ein intensives Abenteuer, das sie körperlich fordert, mental auslastet und ihr Selbstbewusstsein enorm stärkt. Gleichzeitig ist Mantrailing eine wunderbare Teamarbeit: Der Hund führt, der Mensch lernt, die Körpersprache seines Hundes zu lesen und ihm zu vertrauen.

Gerade weil die Nasenarbeit so nah an den natürlichen Fähigkeiten unserer Hunde liegt, hat sie viele positive Effekte. Sie sorgt für geistige Auslastung, die oft anstrengender ist als ein langer Spaziergang. Gleichzeitig wirkt Schnüffeln beruhigend, sodass auch hibbelige Hunde lernen, runterzufahren. Außerdem stärkt die Suche das Selbstbewusstsein: Ein Hund, der eine Aufgabe erfolgreich löst, gewinnt an Sicherheit – und nicht zuletzt wächst dabei auch die Bindung zwischen Hund und Mensch, weil beide gemeinsam als Team arbeiten.

Der Einstieg in die Nasenarbeit ist denkbar einfach. Wer seinem Hund ein paar Leckerchen im Gras oder in der Wohnung versteckt, kann sofort loslegen. Anfangs sollte man es dem Hund leicht machen, damit er schnell Erfolgserlebnisse hat. Mit der Zeit können die Verstecke kniffliger werden, zum Beispiel in kleinen Kartons, hinter Möbeln oder in Geruchsdosen. Wichtig ist, dass der Hund für seine Suche gelobt und belohnt wird und die Einheiten kurz und positiv bleiben – so bleibt die Motivation hoch. Wer Lust auf mehr bekommt, kann sich einer Mantrailing-Gruppe anschließen und erleben, wie beeindruckend es ist, wenn der eigene Hund zielstrebig eine menschliche Spur verfolgt.

Ob Welpe oder Senior, ob Sportskanone oder gemütlicher Familienhund – Nasenarbeit ist für jeden Hund geeignet. Sie bringt Abwechslung in den Alltag, fördert Konzentration, Ruhe und Teamarbeit und sorgt einfach für Freude. Schon wenige Minuten am Tag reichen, um den Hund glücklich auszulasten und gleichzeitig die Beziehung zu stärken.

Also: Versteck ein paar Leckerchen, schicke deinen Hund auf Spurensuche – oder wage dich ans Mantrailing – und genieße, wie viel Begeisterung er beim Arbeiten mit seiner Nase zeigt.


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