Alleine bleiben

Für viele Hundebesitzer:innen ist es eine der größten Herausforderungen im Alltag mit dem Hund: Der Hund soll alleine zu Hause bleiben können. Ohne zu jaulen, zu bellen oder die Wohnung umzudekorieren. Was für uns normal erscheint, ist für den Hund erst einmal nicht ganz so verständlich.

Damit dein Vierbeiner lernt, dass Alleinsein kein Drama ist, braucht es Geduld, systematisches Training und Verständnis für seine Perspektive.

Warum fällt das Alleinbleiben vielen Hunden schwer?

Auch wenn ein Hund keine Angst hat, kann ihm die Zeit alleine langweilig werden, was zu Frustration und unerwünschtem Verhalten führen kann. Hunde, die von klein auf nicht schrittweise ans Alleinsein gewöhnt wurden, entwickeln oft Trennungsangst. Sie haben fehlende Erfahrungen alleine zu bleiben. Aber auch eine negative Verknüpfung kann der Grund sein. Wenn der Hund merkt, dass Alleinsein immer bedeutet, dass „nichts Gutes passiert“, steigert das seine Unsicherheit. Es kann auch möglich sein, dass dein Hund bisher gut alleine bleiben konnte und nun nicht mehr. Überlege hier einmal, ob sich etwas in eurem Tagesablauf oder in der Umgebung verändert hat.

Die wichtigste Regel: Langsam steigern

Das Training sollte so kleinschrittig sein, dass der Hund nicht in Stress gerät. Bleibt er entspannt, speichert er: „Alleinsein = nichts Schlimmes“

So könnte ein Trainingsaufbau aussehen:

  1. Raumwechsel: Gehe zunächst nur in einen anderen Raum, warte dort kurz, und gehe wieder zurück. Wenn dein Hund es nicht aushält, dass ihr nicht im selben Raum seid, wird er es auch nicht aushalten, dass du die Wohnung/Haus verlässt.
  2. Kurze Abwesenheiten: Verlasse die Wohnung für wenige Sekunden. Steigere auf eine Minute, fünf Minuten, zehn Minuten usw.
  3. Variieren: Geh mal kurz raus, mal länger. Mal mit Jacke & Tasche, mal ohne. Ohne klare Muster – so vermeidest du, dass der Hund „mitzählt“ oder ungewollt Verknüpfungen macht.

Damit du überprüfen kannst, wie dein Hund das Allein sein meistert, kannst du z.B. eine Kamera aufstellen oder mit dem Handy ein Video machen und dir es anschließend anschauen.

Beschäftigung & Wohlfühlzone

Einigen Hunden hilft es, wenn sie abgelenkt sind und es sorgt für eine positive Verknüpfung. Kauartikel, gefüllter Kong oder Schleckmatte sind hier gute Möglichkeiten. Außerdem hilft ihnen meist einen gemütlichen Rückzugsort zu haben. Körbchen oder Decke, wo sich der Hund sicher fühlt. Ein entspannter Hund bleibt leichter ruhig als einer mit überschüssiger Energie. Daher laste deinen Hund vorher gut aus. Lasse ihn vorher noch seine Geschäfte erledigen und füttere ihn. So sind seine Grundbedürfnisse erfüllt.

Zeigt der Hund Stresssignale wie Hecheln, Winseln, Unruhe oder Zerstören, bist du zu schnell vorgegangen. Dann unbedingt einen Schritt zurück im Training gehen.

Häufige Fehler vermeiden

  • Zu schnelle Steigerung
  • Hund „aushalten lassen“ statt gezielt trainieren
  • Keinen Rückzugsort für deinen Hund (Decke, Körbchen, Box)

Realistische Erwartungen

Manche Hunde brauchen wenige Wochen, andere Monate. Bei ausgeprägter Trennungsangst kann die Unterstützung durch einen Hundetrainer sinnvoll sein.

💡 Merke: Alleinbleiben ist keine Selbstverständlichkeit, sondern eine Fähigkeit, die dein Hund Schritt für Schritt lernen muss. Mit Geduld, Struktur und positiver Verstärkung wird er verstehen: „Wenn mein Mensch geht, ist alles gut – er kommt ja wieder.“

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