Es ist ein Bild, das Hundehalterherzen höherschlagen lässt: Am Abend sinkt der Hund zufrieden in sein Körbchen, die Augen fallen langsam zu, das Fell hebt und senkt sich im gleichmäßigen Atemrhythmus – ausgelastet & glücklich. Diese wohlige Stimmung überträgt sich oft auch auf uns Menschen. Wir fühlen uns verbunden, zufrieden und vielleicht sogar ein bisschen stolz.
Doch der Weg dorthin ist nicht immer so einfach, wie er klingt.
Kritisch hinterfragen – für den Hund und für uns
Ob Hundesport, Suchspiele, Joggingrunde oder Tricktraining – jede Beschäftigung sollte nicht nur Spaß machen, sondern auch einen sinnvollen Beitrag zum Wohlbefinden leisten.
Dabei helfen Fragen wie:
- Hätte mein Hund Lust dazu? Hätte ich Lust dazu?
Motivation auf beiden Seiten ist die Grundlage für langfristige Freude an einer Aktivität. - Wäre diese Beschäftigung sinnvoll für meinen Hund?
Passt sie zu seiner körperlichen Gesundheit, seiner Rasse, seiner Genetik und seinem Alter? - Würde diese Beschäftigung zur körperlichen und geistigen Auslastung meines Hundes beitragen?
Auslastung bedeutet nicht „müde machen“, sondern vor allem eine gesunde Balance aus Bewegung und mentaler Stimulation. - Welche Vor- und Nachteile hätte diese Beschäftigung für meinen Hundes?
Ist eine ruhige Beschäftigung, bei der man sich konzentrieren muss, sinnvoll(er) für einen Hibbel-Hund? Oder würden daraus ggf. Nachteile entstehen? - Würde die Beziehung und Kooperation zwischen meinem Hund und mir gefördert?
Gemeinsame Erlebnisse können Bindung stärken – oder im Gegenteil zu Konflikten führen, wenn der Spaß einseitig bleibt. - Wie oft und an welchem Ort würde ich diese Beschäftigung stattfinden? Habe ich besondere Bedingungen, die erfüllt werden müssen?
Kann/will ich z.B. 20km Autofahrt auf mich nehmen? Kann ich das regelmäßig leisten? Brauche ich bestimmte Ausrüstung, Equipment?
Zwei Beispiele aus dem Alltag – und was wir daraus lernen können
1. Das Frisbee-Fieber
Lena liebt es, mit ihrem Border Collie „Sky“ Frisbee zu spielen. Sky fliegt förmlich durch die Luft, fängt die Scheibe und rennt voller Eifer zurück. Was anfangs toll klingt, führte jedoch dazu, dass Sky immer aufgedrehter wurde und sich außerhalb des Spiels schlecht beruhigen konnte.
Lerneffekt: Nicht jede Action-Beschäftigung ist automatisch positiv. Manche Hunde geraten dadurch dauerhaft in hohe Erregungslagen, was im Alltag zu Problemen führt.
2. Die Schnüffelrunde im Park
Martin hat eine ältere Labrador-Hündin, „Emma“. Statt Joggen oder Agility nutzt er Suchspiele mit Futterbeuteln im Park. Emma ist nach einer halben Stunde intensiver Nasenarbeit zufrieden und entspannt, obwohl sie körperlich nur mäßig gefordert wurde.
Lerneffekt: Geistige Auslastung kann ebenso effektiv sein wie sportliche – und ist für viele Hunde gesünder.
Beschäftigung mit Verstand
Beschäftigung ist weder per se Fluch noch automatisch Segen – sie ist so gut, wie sie zu Mensch und Hund passt. Statt blind einem Trend zu folgen, lohnt sich ein ehrlicher Blick auf die Bedürfnisse beider Seiten. So entsteht eine gemeinsame Aktivität, die nicht nur müde macht, sondern glücklich – und genau das ist der wahre Segen.