Rückruf – die Königsdisziplin

Der Rückruf gehört zu den wichtigsten Signalen im Alltag mit Hund. Stell dir vor: Dein Hund läuft frei über die Wiese, entdeckt plötzlich ein Kaninchen oder rennt zu einem anderen Hund. In solchen Momenten ist es entscheidend, dass er zuverlässig zu dir zurückkommt – nicht nur, um Konflikte zu vermeiden, sondern auch aus Gründen der Sicherheit. Doch ein wirklich guter Rückruf will gelernt und konsequent aufgebaut werden.

Warum der Rückruf so wichtig ist

Ein Hund, der zuverlässig zurückkommt, genießt mehr Freiheit. Er darf öfter ohne Leine laufen, sich austoben, schnüffeln und spielen – und du kannst dich entspannt zurücklehnen, weil du weißt, dass er auf dein Signal hört. Gleichzeitig bedeutet ein sicherer Rückruf Schutz: Vor Autos, Gefahren im Wald oder unerwünschten Begegnungen.

Die Grundlagen des Rückrufs

Die Grundlagen des Rückrufs sind einfach erklärt:

Er sollte für deinen Hund immer positiv besetzt sein. Das bedeutet, dein Hund soll lernen, dass es sich absolut lohnt, wenn er auf dein Signal zu dir zurückkommt. Damit das gelingt, ist ein eindeutiges Signal besonders wichtig – wähle also ein klares Rückrufwort, welches du im Alltag nicht ständig benutzt, damit keine Verwechslung entsteht. Kommt dein Hund dann zu dir, sollte er gerade am Anfang eine sogenannte „Jackpot-Belohnung“ erhalten, also etwas besonders Tolles: ein sehr leckeres Futterstück, ein spannendes Spiel oder überschwängliches Lob. So verknüpft er den Rückruf mit Freude und Motivation. Wichtig ist außerdem, den Rückruf Schritt für Schritt aufzubauen und regelmäßig zu trainieren, damit er auch unter Ablenkung zuverlässig funktioniert.

Es gibt allerdings typische Fehler, die den Lernerfolg verhindern können. Viele rufen ihren Hund nur in Situationen, die für ihn unangenehm sind – etwa wenn er angeleint wird oder das Spiel mit anderen Hunden aufhören muss. Dadurch verliert der Rückruf seine positive Bedeutung. Auch Ungeduld spielt eine große Rolle: Wenn der Hund nicht sofort reagiert und dafür geschimpft wird, verknüpft er das Zurückkommen schnell mit etwas Negativem. Ein weiterer häufiger Fehler ist es, das es kein eindeutiges Rückrufwort genutzt wird. Mal rufst du “Hier”, mal “Komm her”. Dadurch kann dein Hund nicht richtig lernen und verstehen, was du meinst.


Tipps für einen sicheren Rückruf

  • Klein anfangen: Zuerst in ablenkungsarmer Umgebung trainieren, etwa im Wohnzimmer oder Garten.
  • Steigern: Nach und nach Ablenkungen einbauen, z. B. im Park oder beim Spaziergang.
  • Partiell belohnen: Mal gibt es Futter, mal nicht. Nach und nach kannst du die Futterbelohnung partiell weniger werden lassen oder auch mal weglassen. Du möchtest ja, dass dein Hund wegen dir zurückkommt und nicht wegen dem Futter.
  • Rückruf = Party: Jedes Zurückkommen wird gefeiert! Dein Hund soll dich als das Beste empfinden, was er draußen finden kann.
  • Notfall-Signal: Manche Hundehalter nutzen zusätzlich ein spezielles „Super-Signal“ (z. B. eine Pfeife), das nur in Ausnahmesituationen benutzt wird und IMMER mit einer Mega-Belohnung verknüpft ist.

Der Rückruf ist keine Übung, die von heute auf morgen perfekt funktioniert. Er erfordert Geduld, Konsequenz und regelmäßiges Training. Aber die Mühe lohnt sich: Ein Hund, der freudig und zuverlässig zurückkommt, genießt nicht nur mehr Freiheiten, sondern sorgt auch für mehr Entspannung und Sicherheit im Alltag.

Mit Liebe, Konsequenz und den richtigen Belohnungen wird dein Rückruf zu einem sicheren Anker – egal, was dein Hund draußen gerade Spannendes entdeckt.

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